Rummelpott und Teufelsgeige: Es geht um die Wurst

Die Geschichte von Altweiber und Karneval

Wenig zu sagen haben die Männer an Weiberfastnacht. Dieser Brauch geht wahrscheinlich auf die so genannten Weiberzechen zurück, die bis ins 19. Jahrhundert hinein in den Städten bekannt waren. An diesen Festen durften nur Frauen, den Männern ansonsten weitgehend untergeordnet, teilnehmen. Dabei schlüpften die Frauen in Männerrollen. Weiberfastnacht, wie wir es heute kennen, kam in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts auf.

An Weiberfastnacht müssen die Männer tun, was die Frauen wollen. Als Zeichen des Machtverlustes werden den Männern Schlipse abgeschnitten oder Schnürbänder aus den Schuhen gezogen. Oft nehmen die Frauen den Männern ein Pfand ab. Das müssen die Männer auslösen. Die Bezeichnung „Altweiberfastnacht“ rührt übrigens nicht daher, dass betagte Damen feierten. Die Brauchträgerinnen waren verheiratete Frauen, die sonst eine untergeordnete Rollen spielten.

Früher war der Donnerstag vor Rosenmontag in erster Linie der Festtag der Kinder. Im Hochsauerland war „Lütkefastnacht“ ein Fest der Schulkinder, die im leergeräumten Klassenzimmer ausgelassen tanzten und Weizenstuten aßen.

In den anderen Regionen des Sauerlandes und Paderborner Landes zogen größere Gruppen von Kindern verkleidet von Haus zu Haus, um mit einem Lied oder Spruch um Würste zu heischen. Die Kinder hängten die Mettwürste an einen Weidenstock, den Spit. Wahrscheinlich gingen ursprünglich die Armen auf diesen Heischegang, mit der Zeit wurde er zu einem Brauch der Kinder.

Einen ähnlichen Brauch gab es gegen Ende des 19. Jahrhunderts am Rosenmontag oder Veilchendienstag in fast allen katholischen Orten Westfalens. Die jungen Burschen fanden sich zum Wurstsingen oder Wurstaufholen zusammen und zogen verkleidet von Haus zu Haus. Einer der jungen Männer war dabei fast immer als Bär, einige andere als Bärentreiber verkleidet. Der „Bär“ war eine in Stroh eingewickelte Gestalt. Er wurde in die Häuser getrieben.

Dabei gab es Schabernack, sketchartige Stegreifspiele sowie musikalische Darbietungen auf der Teufelsgeige, einem Stock, an dem Schellen und eine Metallsaite befestigt waren, oder mit dem Rummelpott, einem mit einer Tierhaut bespannten Tontopf. Dafür bedankten sich die Hausbewohner, indem sie den Wurstsängern einen kräftigen Schluck ausschenkten. Waren Rummelpott und Teufelsgeige nicht vorhanden, seien die Wurstsänger oft von einem Musikanten begleitet worden. Bevor sie ein Haus weiter zogen, erhielten die Wurstsänger eine Mettwurst, die sie wie eine Trophäe an der mitgebrachten Gaffel (Gabel zum Strohaufschütten) befestigten. Nach dem Rundgang wurden die Würste gemeinsam gegessen.

Der Brauch hatte wohl damit zu tun, dass um Karneval herum auf vielen Höfen zum letzten Mal vor dem Herbst geschlachtet wurde.